Gestatten: Wordstar
Professionelle Textverarbeitung unter CP/M — der C 128 macht's möglich.
Mit Wordstar steht dem C 128-Besitzer ein Textverarbeitungsprogramm aus dem Bereich der echten Personal Computer zur Verfügung. Um es vorweg zu sagen: Wordstar ist ganz sicher nicht die schnellste Textverarbeitung, die für einen Computer wie den C 128 denkbar ist, aber die Leistungsfähigkeit dieses professionellen Programms macht das Geschwindigkeitsmanko mehr als wieder wett.
Doch beginnen wir ganz von vorn: Wordstar für den C 128 wird auf zwei Disketten geliefert. Eine Diskette (Nummer 2) enthält das uninstallierte Wordstar, eine Art Rohversion, die mittels eines ebenfalls mitgelieferten speziellen »Install«-Programms an einen speziellen Computer angepaßt werden kann. Damit braucht man sich bei einem späteren Wechsel des Computers sein Textverarbeitungsprogramm nicht ein zweites Mal zu kaufen: Mit Hilfe des Install-Programms und des sehr ausführlichen Handbuches kann man Wordstar an jeden CP/M-fähigen Computer anpassen. Die zweite Diskette enthält Wordstar schon fix und fertig installiert und an den C 128 angepaßt — und das gleich in zwei Versionen: Das File WSCBM.COM ist eine zu Commodore-Druckern kompatible Wordstar-Version.
Centronics-Schnittstelle eingebaut
Die zweite Wordstar-Version, WSPAR.COM, unterscheidet sich von der ersten dadurch, daß hier softwaremäßig eine Centronics-Schnittstelle über den User-Port realisiert wurde.
Wordstar ist nicht kopiergeschützt und gestattet dem Käufer das Anfertigen von Sicherheitskopien für den persönlichen Gebrauch.
Nach dem Laden meldet sich Wordstar mit einem übersichtlichen Startmenü. Da es die wichtigsten Befehle klar und eindeutig auflistet, erspart dieses Menü den Griff zum Handbuch.
So ist im Startmenü leicht der Befehl zum Dateieröffnen zu finden: Nur den Buchstaben »D« (wie »Datei«) eingeben. Nach Eingabe eines Namens kann man schon mit der Abfassung seines Textes beginnen.
Wenn der Name schon auf Diskette existiert, wird der entsprechende Text geladen.
Die obere Hälfte des Bildschirms enthält dabei das sogenannte »Haupt-Kommando-Menü«, das dem Benutzer ständig die wichtigsten Befehle präsentiert. Ein Untermenü von einer Zeile hält alle übrigen Wordstar-Funktionen bereit. Es gibt Funktionen zum zeichen-, wort,-zeilen- oder abschnittsweisen Weitergehen im Text, man kann wahlweise durch den Text »blättern« oder rollen, Zeichen, Worte oder Zeilen löschen. Auch Blockoperationen stehen zur Verfügung: Man kann beliebige Textabschnitte als Blöcke markieren, diese dann mit einfachen Befehlen löschen, kopieren, verschieben, speichern oder als Textbausteine definieren. Automatisches Suchen von Zeichenfolgen im gesamten Text oder auch nur in bestimmten Abschnitten ist sehr einfach möglich. Auch Suchen mit automatischem Ersetzen der gefundenen Zeichenfolge durch eine andere ist möglich; wahlweise mit oder ohne Rückfrage beim Benutzer.
Der einmal eingegebene Text kann durch nachträgliche Formatierung in eine beliebige äußere Form gebracht werden. Die eingebaute, abschaltbare »Trennhilfe« veranlaßt bei langen Wörtern eine Unterbrechung eines eingeleiteten Formatiervorgangs und macht an entsprechender Stelle einen Trennvorschlag.
Fußnoten — kein Problem
Spezielle »Punkt-Kommandos« steuern die Ausgabe des Textes in einem bestimmten Druckbild. Das ».FO«-Kommando bewirkt zum Beispiel, daß Sie eine Fußnote, die sonst mühsam unterhalb des Textblockes angefügt werden mußte, nun problemlos im Gesamttext mitschreiben können: Die Fußnote wird dennoch sauber ans Seitenende gesetzt. Andere Punktbefehle steuern Seitennumerierung, Hoch- und Tiefstellen von Zeichen und legen die Randbegrenzungen für den Ausdruck fest. Außerdem können Kopfzeilen definiert werden, die zu Anfang jeder neuen Seite immer wieder gedruckt werden.
Eine weitere sehr interessante Anwendung ist die Definition von »Textvariablen«, die erst beim Ausdruck durch entsprechende Daten — zum Beispiel aus einer Adreßdatei — ersetzt werden.
Auf diesem Grundgedanken basiert nun ein ganzes Programm, nämlich »Mailmerge«, das einen wesentlichen Teil der in einem Büro anfallenden Schreibarbeiten erspart. Mailmerge erlaubt es, auf einfache Weise auf Adreßdateien oder Textbaustein-Dateien zuzugreifen und erweitert somit die Anwendungsgebiete von Wordstar ganz enorm. Der Wordstar-Besitzer kann diese Funktionen von Anfang an in Anspruch nehmen: Mailmerge befindet sich ganz einfach auf der Wordstar-Diskette und ist im Handbuch ausführlich dokumentiert.
Fazit
Wordstar ist ganz ohne Zweifel eines der leistungsfähigsten Textverarbeitungs-Programme, die je für einen Heimcomputer zu haben waren. Fähigkeiten wie die automatische Verwaltung von Fußnoten oder das Verarbeiten von Textbausteinen heben das Programm über das Niveau so mancher anderen Textverarbeitung hinaus. Das sehr umfangreiche Handbuch beantwortet alle Fragen, die im Zusammenhang mit der Benutzung oder der Installation von Wordstar auftreten können. Einziger Schwachpunkt ist die doch relativ langsame Textausgabe auf dem Bildschirm, die aber in erster Linie vom sehr umständlich geschriebenen Commodore-BIOS für das CP/M-System abhängt.
Ein großer Vorteil von Wordstar liegt aber in der weitgehenden Unabhängigkeit von einem bestimmten Computersystem. Ein und dasselbe Programm, einmal gekauft, bleibt auch bei Anschaffung eines neuen Computers noch aktuell — sofern der Computer CP/M-fähig ist. Und selbst beim »Aufstieg« in die Höhen der 16-Bit-Welt der IBM-kompatiblen Computer können wenigstens die alten Texte und Dateien weiterverwendet werden. Die 199 Mark für dieses Textprogramm sind also auch langfristig gesehen gut angelegt — Wordstar kann eine Anschaffung fürs Leben sein.
(Eva-Maria Hierlmeier/ev)Info: Wordstar ist ein eingetragenes Warenzeichen von MicroPro International, USA. Vertrieb in Deutschland: Markt & Technik Verlag, Hans-Pinsel-Str. 2, 8013 Haar bei München. Wordstar 3.0 für den C 128 kostet 199 Mark