Vom Fernseher zum Monitor
Sie beabsichtigen, einen Monitor zu kaufen? Warum basteln Sie sich nicht einen Monitor aus einem alten Schwarzweiß-Fernsehgerät — und das für weniger als 10 Mark?

In vielen Haushalten existiert neben dem normalen Fernsehgerät häufig auch noch ein kleines tragbares oder ein älteres Schwarzweiß-Fernsehgerät. In den meisten Fällen reicht zum vernünftigen Arbeiten mit dem Computer ein solches Schwarzweiß-Fernsehgerät vollständig aus. Das Problem ist nur der Modulator im C 64, der das niederfrequente Signal des Videoprozessors mit einer hochfrequenten Trägerschwingung mischt beziehungsweise moduliert. Dieses modulierte, hochfrequente Signal liegt am Antenneneingang des Fernsehgerätes an. Im Tuner und im nachfolgenden ZF-Verstärker (Zwischenfrequenz-Verstärker) wird aus dem hochfrequenten Eingangssignal wieder ein Signal erzeugt, das mit dem vom Prozessor erzeugten Signal identisch ist. Durch diese »Signalumsetzerei« werden aber die Flanken des Videosignals abgeflacht. Das Ergebnis ist ein unscharfes Bild. Außerdem wird es durch ein perlschnurartiges Zeilenraster (Moirebildung) beeinträchtigt. Der Modulator des C 64 hat noch eine weitere unangenehme Eigenschaft. Die Trägerfrequenz ist abhängig von der Betriebstemperatur des Computers. Das heißt, daß sich mit zunehmender Temperatur die Frequenz der Trägerschwingung ändert. Das wiederum macht ein permanentes Nachregulieren des Fernsehgerätes erforderlich.
Mit Hilfe eines Kondensators und eines Trimmpotentiometers läßt sich an fast jedes Schwarzweiß-Fernsehgerät eine zusätzliche Monitorbuchse anbringen, die alle Nachteile des Fernsehgerätesbeseitigt. Der so entstandene Monitor hat aber nicht nur ein besseres Bild (Bild 1), vielmehr lassen sich auch alle gängigen 80-Zeichenkarten anschließen (Bild 2). Die landläufige Meinung, daß die Auflösung eines Fernsehgerätes mit einer Bandbreite von etwa 5,5 MHz nicht ausreicht, um 80 Zeichen darzustellen, ist falsch. Das möchte ich an einem kleinen Beispiel demonstrieren:


Für 80 Zeichen mit je 8 x 8 Pixel werden 8 x 80 = 640 Pixel benötigt. Nimmt man nun an, daß sich aufgrund des Bildschirmrahmens nur etwa zwei Drittel einer Zeile nutzen lassen, folgt, daß sich die Anzahl der benötigten Pixel pro Zeile um den Faktor 3/2 erhöht. Man braucht also letztendlich 640 x 3/2 = 940 Pixel. Wenn diese Pixel abwechselnd schwarz und weiß sein sollen, muß die Bildröhre mit einer rechteckförmigen Wechselspannung angesteuert werden (Bild 3). Die Frequenz dieser Rechteckspannung läßt sich aus der Anzahl der Schwarzweiß-Sprünge je Zeile und der Zeilenzahl je Sekunde berechnen.
f=940/2*swSprünge/Zeile*625
Zeilen*25 Bilder/Sekunde = 7,34 MHz

Die Auflösung
Da in vertikaler Richtung die Schärfe wegen der Unterteilung in Zeilen ohnehin etwas geringer ist, kann auch die Auflösung in horizontaler Richtung etwas geringer sein. Für eine gute Bildqualität reicht daher eine Bandbreite von 5,5 bis 6 MHz voll und ganz aus, auch für die Darstellung von 80 Zeichen.
Doch nun zur Umbauanleitung. Bevor Sie jetzt anfangen, Ihren alten Fernseher zu zerlegen, möchte ich Sie noch warnen. Wenn Ihnen das Wort Elektronik fremd ist, sollten Sie den Umbau anderen überlassen, die mehr davon verstehen. Bei Fehlern können Sie nicht nur Ihren Computer und das Fernsehgerät zerstören, sondern auch Ihrer Gesundheit schaden. Denn im Fernsehgerät sind statische Ladungen auch im ausgeschalteten Zustand vorhanden. Die Spannung, die durch diese statische Ladung zustandekommt, kann durchaus bis zu 15000 Volt betragen.
Was benötigen Sie zu dem Umbau?
Ganz wichtig ist das Schaltbild und nach Möglichkeit ein Lageplan der Bauelemente. Auch Vielfach-Meßinstrumente, Lötkolben und Schraubendreher sollten nicht fehlen. An zusätzlichen Bauteilen werden benötigt:
1 Trimmpotentiometer 10 kΩ
1 bipolarer Kondensator 1 bis 10 µF
1 Anschlußbuchse mindestens dreipolig
1 m abgeschirmtes Kabel
Diese Bauteile sind in jedem Elektronik-Bastelladen erhältlich.
Da die Spannung des Videoausgangssignals am Pin 1 der Video7 Audio-Buchse (Bild 4) 1 Vss beträgt, muß ein entsprechender Anschlußpunkt im Fernsehgerät gefunden werden. Wir haben aber Glück und brauchen nicht lange suchen; denn das Eingangssignal des Videoverstärkers ist auf 1 Vss genormt. Für den nicht so versierten Elektronikbastler ist es natürlich nicht leicht, diesen Punkt zu finden. Darum werden wir uns gemeinsam auf die Suche machen. Bild 5 zeigt das Schaltbild eines kompletten Videoverstärkers inklusive allen erforderlichen Änderungen. Das Schaltbild ist natürlich nur ein Beispiel und wird mit Ihrer Schaltung kaum übereinstimmen. Die charakteristischen Punkte, an denen die Änderungen vorgenommen werden, sind jedoch bei allen Schwarzweiß-Fernsehgeräten identisch, vorausgesetzt, der ZF-Verstärker, Videomodulator und ein Teil des Videoverstärkers sind nicht in einem IC integriert. Sollte das der Fall sein, ist ein Umbau nur mit erheblich höherem Aufwand möglich. Schauen Sie sich nun in aller Ruhe das Schaltbild zu Ihrem Fernsehgerät an und suchen die Bildröhre (das Schaltsymbol zeigt Bild 5). Haben Sie sie gefunden, geht es weiter. Anschlußpin »k« der Bildröhre (Bild 5) ist nun über einige Bauelemente mit einem Transistor (das Schaltsymbol zeigt Bild 5) verbunden, der Videoendstufe. Die Basis dieses Videotransistors ist wiederum entweder direkt, oder wie gehabt, über einige Bauelemente mit einem weiteren Transistor verbunden, der Videovorstufe. Bei der Basis dieses Transistors handelt es sich um den gesuchten Eingang der Videostufe. An der Basis des Videovorverstärkers befindet sich ein Widerstand, der je nach Fernsehertyp entweder mit »plus« oder »minus« verbunden ist. Er dient zur Einstellung des Arbeitspunktes. Alle Bauteile, die bis auf den Widerstand mit der Basis der Videovorstufe verbunden sind, müssen entfernt werden. Nehmen Sie die Rückwand des Fernsehgerätes ab, vergessen aber nicht vorher den Netzstecker zu ziehen. Suchen Sie die Leiterbahn, die den Widerstand, die Basis des Vorstufentransistors und die restlichen Bauteile miteinander verbindet. Nun ist die Leiterbahn an einer geeigneten Stelle aufzutrennen, so daß nur noch der Widerstand mit der Basis des Vorstufentransistors verbunden ist. Im nächsten Schritt ist das Trimmpotentiometer einzulöten, und zwar so, daß der Widerstand und das Trimmpotentiometer einen Basisspannungsteiler bilden (Bild 6).



Der Umbau
Da das Ausgangssignal des C 64 leicht positiv vorgespannt ist, muß zwischen dem Videoausgang des C 64 und der Basis des Videovorverstärkers ein Kondensator eingebaut werden. Hat man keinen bipolaren Kondensator zur Verfügung, kann ersatzweise ein Elektrolytkondensator genommen werden. Dabei ist jedoch auf die Polarität zu achten, die Sie am besten mit einem Vielfachmeßinstrument ausmessen. Dazu ist der Pin 2 der Audio-/Video-Buchse des C 64 mit der Masse des Fernsehgerätes zu verbinden. Schalten Sie nun beide Geräte ein und messen im Gleichspannungsmodus die Spannung zwischen der Basis des Videovorstufentransistors und dem Videoausgang des C 64 am Pin 1 der Audio-/Video-Buchse. Zeigt das Meßinstrument einen Ausschlag in positiver Richtung, ist der positive Pol derjenige, der mit der roten Klemme des Meßinstrumentes verbunden ist. Dieser positive Pol ist mit dem » + «-Pol des Elektrolytkondensators zu verbinden, nach Möglichkeit aber nicht direkt, sondern über eine geeignete Buchse. Der »-«-Pol des Elektrolytkondensators kommt an die Basis des Videovorstufentransistors. Ist das geschehen, muß mit Hilfe des Trimmpotentiometers noch der Arbeitspunkt des Videovorstufentransistors eingestellt werden. Dazu drehen Sie so lange an dem Potentiometer, bis das Bild einwandfrei steht und nicht mehr verzerrt ist. Möchten Sie auch die Soundmöglichkeiten des C 64 nutzen, läßt sich das ebenfalls machen. Dazu können Sie den Audioausgang des C 64 direkt an den Schleifer des Lautstärkenreglers anlöten.
Das wäre es eigentlich auch schon. Der Umbau hat sich seit einigen Jahren bei mir bewährt. Ich habe außerdem noch einen kleinen Umschalter eingebaut, mit dem ich zwischen Fernseher und Monitor hin- und herschalten kann.
(ah)