Aktuell

Hannover-Messe ‘85

Neue Besucher- und Ausstellungsrekorde konnte die Hannover-Messe 1985 verbuchen. Viel Neues gab es bei den Computer- und Druckerherstellern zu sehen.

An erster Stelle muß hier natürlich Commodore genannt werden. Der Stand dieser Firma in der CeBIT-Halle 1 war eigentlich nie zu verfehlen. Hinter den größten Menschenansammlungen waren die heißen Produkte kaum auszumachen. Commodore präsentierte gleich drei neue Computersysteme. Den PC 128 (und den Plus/4 übrigens auch) wird es in diesem unserem Lande mit deutscher Tastatur und Umlauten auf dem Bildschirm geben. Commodore scheint sich in der Entwicklung der Computer nun tatsächlich an den nationalen Anwender orientiert zu haben. Für das europäische Ausland soll der PC 128 nämlich mit den jeweiligen Standardtastaturen ausgeliefert werden. Eine erfreuliche Nachricht für Franzosen, Engländer, Dänen und Deutsche. Auch konnten bereits neue Programme für den 128-Modus bewundert werden. Darunter Superscript, ein Textverarbeitungsprogramm mit für diese Preisklasse (198 Mark, von Commodore) außergewöhnlichen Leistungsmerkmalen, wie Textfenstern und Berechnungsmöglichkeiten bei Tabellen innerhalb der Textverarbeitung. Mit Superbase (298 Mark) für den C 128 soll dieses Programm die Daten austauschen können. Der Commodore 128 wird voraussichtlich 1200 Mark kosten (Listenpreis). Ein ausführlicher Testbericht in dieser Ausgabe zeigt Ihnen die Fähigkeiten dieses Computers auf. Als Liefertermin wird Ende Juni oder Juli genannt.

Vom PC 10 (IBM-kompatibler Personal Computer) konnten seit Einführung im Februar nach Aussagen von Commodore bereits 5000 Stück abgesetzt werden. Nun ist auch der PC 20 mit einem 10-MByte-Festplatten-Laufwerk für 7950 Mark erhältlich.

Den Markt der Personal Computer nach oben hin will Commodore mit dem neuen CBM 900 abdecken. Er arbeitet mit dem Betriebssystem Coherent (Unix-kompatibel). Modell 1 dient als Personal Workstation mit Schwerpunkten in CAD (Computer aided design) mit einer Auflösung von 1024 x 800 Punkten, 15 Zoll monochromem Monitor mit 72 MHz, Video-Controller-Karte, Maus, 20 MByte Harddisk und Software für Fenstertechnik. Das Modell 2 ist mehrplatzfähig mit bis zu sieben Terminals. Das Floppy-Laufwerk hat eine Kapazität von 1,2 MByte, der Arbeitsspeicher beträgt 512 KByte RAM (bis 2 MByte ausbaufähig). Mit dieser Modellpalette deckt Commodore wohl als einziger Hersteller das gesamte Leistungsspektrum vom billigen Heimcomputer bis zum mehrplatzfähigen Personal Computer ab.

Was macht die Konkurrenz?

Als schärfster Konkurrent im Heimcomputermarkt tritt zur Zeit Atari auf. Nachdem Jack Tramiel im Januar 1984 zu Atari wechselte, versucht er mit dieser Firma wieder die Nummer Eins zu werden. Die auf der Hannover-Messe vorgestellten Computer 130 XE und 520 ST lassen einiges erhoffen. Kennzeichnend für Tramiel war von je her die herausfordernde Taktik mit einem überzeugenden Preis-/Leistungsverhältnis und neuer Technologie Marktanteile zu gewinnen (siehe PET, VC 20, C 64). Dadurch zeichnen sich auch die neuen Modelle von Atari aus. Der 130 XE weist 128 KByte RAM aus, ist aber ansonsten mit dem Vorgängermodell 800 XL identisch. Der 520 ST (auch Jackintosh genannt) soll dem Macintosh von Apple das Leben schwer machen. Die Leistungen lassen sich durchaus mit dem »Mac« vergleichen, der Preis ist jedoch ein Hammer, 2795 Mark. Neueste Meldungen, so der Rückzug von Atari von der Consumer Electronics Show in Chicago, gaben allerdings Gerüchten, das Atari (Jack Tramiel) in Schwierigkeiten sei, neuen Nährstoff. Auch die Verschiebung der Auslieferungstermine für die neuen Computer gibt Anlaß zum Nachdenken. Zu wünschen wäre, daß Atari es dennoch schafft, denn mit diesen Computern zu solch einem Preis dürfte einiges im Preisgefüge der Heim- und Personal Computer in Bewegung geraten.

Schneider hat sich mittlerweile zum zweitgrößten Computervertreiber in Deutschland hochgearbeitet. Das Produkt ist gut, der Preis stimmt auch. Entsprechend gut war der Stand besucht.

Apple setzt weiterhin voll auf den Macintosh. Der Fat-Mac mit 512 KByte kostet zirka 8000 Mark.

Sinclair glänzte wieder einmal durch Abwesenheit.

Die Druckerflut ist im Anrollen

Eine Artenvielfalt sondergleichen gab es auf der Hannover-Messe bei den Druckern zu bewundern. Jeder große Druckerhersteller wartete mit neuen Modellen, nicht zuletzt speziell für den C 64, auf. So kündigte Epson den GX-80 an, ein 9-Nadel-Matrixdrucker mit 100 Zeichen/Sekunde (cps), NLQ-Schrift (Near Letter Quality), 1-KByte-Puffer und natürlich ein auswechselbares ROM-Modul für den C 64. Die Einführung auf dem Markt soll im Juni erfolgen, der Preis wurde mit unter 1000 Mark angegeben.

Seikosha (Vertrieb in Deutschland durch microscan) ist dafür bekannt, daß fast die gesamte Druckerpalette an alle gängigen Heim- und Personal Computer anschließbar ist. Noch verbleibende Lücken wurden geschlossen. So gibt es den GP-500 und den GP-700 (Farbdrucker) jetzt auch mit dem Zusatz VC was bedeutet, daß diese Drucker direkt an den VC 20, C 16, Plus/4, C 64 und C 128 anschließbar sind. Neu hinzugekommen ist der extrem leise 9-Nadel-Matrixdrucker SP-1000VC mit einer Druckgeschwindigkeit von 100 cps, NLQ (32 x 18 Matrix), einstellbaren Tabulatoren, automatischem Papiereinzug, zehn internationalen Zeichensätzen (und den Commodore-Zeichensatz) und FX-80-Kompatibilität. Der Preis liegt um die 1000 Mark.

Anpassungen an den C 64 hat der Speedy 100-80 (Preis 1099 Mark) von Macrotron erfahren. Komplettiert hat Macrotron die Speedy-Familie. Der Nachwuchs besteht aus dem Speedy 130-80 mit 130 cps und 80 Spalten Breite und den Speedy 130-136 mit 136 Spalten. Die Speedy-Drucker zeichnen sich durch quadratische Nadeln (9x9), multistrike Karbonbänder, standardmäßigem Friktions- und Traktorantrieb sowie elektronisch umstellbare Schriftvarianten aus. Mit dem Speedy thermo gibt es jetzt auch einen billigen Thermodrucker (560 Mark) von Macrotron.

Quen-Data bietet mit dem DMP 1100 VC einen 9-Nadel-Matrixdrucker mit 100 cps, deutschem Zeichensatz und C 64- und Centronics-Interface für 1048 Mark an. Die Schreibmaschine Excellence 70 VC mit eingebautem C 64-Interface kostet 899 Mark.

Star präsentierte zum erstenmal die SG-, SD- und SR-Serie in Europa. Alle diese Drucker verfügen über einen dem Typenradschriftbild angepaßten Modus (NLQ), zudem wurde die Grafikfähigkeit der neuen Generation erweitert. Neben normal-, hoch- und ultrahochauflösender Grafik sind drei zusätzliche Grafikmodi vorhanden: zwei CRT-Modi mit 640 beziehungsweise 720 Punkten pro Zeile sowie ein Plot-Modus mit einer Auflösung von 576 Punkten und gleichem Punktabstand in der Horizontalen und Vertikalen.

Ausführliche Informationen über das Geschehen auf der Hannover-Messe erhalten Sie in der nächsten Ausgabe.

(aa)
PDF Diesen Artikel als PDF herunterladen
Mastodon Diesen Artikel auf Mastodon teilen
← Vorheriger ArtikelNächster Artikel →