Der C 64 lebt weiter

Michael Pauly, Chefredakteur

Als Einsteigermodell, so sagt man bei Commodore, habe er noch zwei bis drei Jahre seine Berechtigung. Dann könnte — wegen des branchenüblichen Preisverfalls — der 128 die Rolle des Billig-Modells übernehmen. Dafür spricht eine einfache Überlegung: Es ist wenig wahrscheinlich, daß der Absatz in diesem Jahr schlagartig zusammenbricht, nachdem 1984 allein in Deutschland knapp eine halbe Million 64er verkauft wurden und es im Frühjahr schon wieder Lieferprobleme gab. Nach einer Umfrage der Marktforschungsfirma Basisresearch lag Commodore im Bekanntheitsgrad von Computerherstellern hinter IBM und Nixdorf im Dezember 84 auf Platz drei. Zum gleichen Zeitpunkt galt Commodore als der Hersteller, der die preiswertesten und leistungsfähigsten Heim-/Kleincomputer baut und die besten Anwendungsprogramme im privaten Bereich hat. Ein solches Image geht auch nicht mir nichts, Dir nichts verloren — selbst wenn Konkurrenten wie Schneider oder Atari im Lauf dieses Jahres bei derartigen Umfragen aufholen sollten.

Es dürfte auch noch einiges an neuen Programmen, an Peripherie und Zubehör für den 64er auf den Markt kommen — weil seine Leistung für viele Anwendungen ausreicht und weil der Markt so groß ist, daß die Anbieter laufende Entwicklungen nicht »einstampfen« werden. Entwicklungen, die ganz neu in Angriff genommen werden, dürften sich meines Erachtens allerdings eher am 128 orientieren — was sich für die Benutzer erst ab 1986 auswirken dürfte. Der Abstand im Anschaffungspreis dürfte aber nächstes Jahr noch so groß sein, daß der 64er für einen großen Käuferkreis interessant bleibt. Ich glaube auch, daß das Massenprodukt für Commodore interessant genug bleibt, daß es nicht kurzfristig im Trend zu höherwertigen Systemen (PC 10/20; CBM 900) untergeht.

(Michael Pauly, Chefredakteur)
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