Die Floppy 1541
Schon seit längerem angekündigt, ist es dieser Tage endlich auf den Markt gekommen: Das Buch über die 1541-Floppy von Karsten Schramm, der den Lesern des 64’er-Magazins als Autor des Floppy-Kurses kein Unbekannter ist. Hier plaudert ein Profi aus seiner Trickkiste. Denn bei diesem Floppy-Buch wurde der Schwerpunkt auf die Themen gelegt, bei denen andere aufhören.
Und so erfährt man dann in lockerem Stil, was in dem Diskettenlaufwerk wirklich abläuft, und wie man es geschickt manipulieren kann. Kein Blatt vor den Mund genommen wird, wenn es um Software-Schutzmethoden geht: Vielleicht ein Ärgernis für den einen oder anderen Softwarehersteller, aber nützlich für den ambitionierten Anwender, der seine selbstgeschriebene Software kopiersicher machen will.
Dennoch ist das vorliegende Buch nicht nur für Profis geeignet: Wer bisher nur die Befehle LOAD und SAVE mit seiner 1541 in Verbindung bringen konnte, der erfährt hier, wie man sequentielle, relative und Direktzugriffs-Dateien realisieren und ausnutzen kann.
Einige der weiteren Themen: Fehler im Commodore-DOS werden schonungslos offengelegt. Der serielle Bus wird unter die Lupe genommen und nach Hypra-Load-Manier beschleunigt. Methoden zur Rettung von verlorengegangenen Daten und fehlerhaften Blöcken werden vorgestellt. Und dies sind noch längst nicht alle der angesprochenen Bereiche.
Das Allerbeste an diesem, Buch ist allerdings das dokumentierte Listing des 1541-ROMs. Es ist fast zu schön um wahr zu sein, wie gründlich die Dokumentation vorgenommen wurde, denn sie läßt sich fast schon wie ein zusammenhängender Text lesen. Praktisch jeder einzelne Maschinenbefehl wurde mit einem erläuternden Text versehen, weiter gibt es zu jeder der rund 400 Einzelroutinen des DOS einen kleinen einleitenden Text, dem dann die ausführliche Dokumentation neben dem Assembler-Listing folgt.
Die Dokumentation, die fast die Hälfte des Buches in Anspruch nimmt, wird von einer ebenso ausführlichen RAM-Belegung ergänzt. Mehrere nützliche Programme und ein ausführliches Stichwortverzeichnis runden das äußerst positive Gesamtbild ab. In Vorbereitung ist eine Diskette mit allen abgedruckten und einigen zusätzlichen Programmen. Das eindeutige Urteil: Ein Floppy-Buch, wie man es sich besser kaum vorstellen kann. Von seiner Qualität her gesehen hat es gute Chancen, das Standardwerk über die 1541 zu werden.
(Boris Schneider/ev)Info: Karsten Schramm, Die Floppy 1541, Markt & Technik 1985, 430 Seiten, ISBN 3-89090-098-4, 49 Mark
Grafik & Musik auf dem Commodore 64
Das Thema Nummer Eins auf dem Commodore 64, zumindest was die Bücherproduktion angeht, ist immer noch die Grafik. Im vorliegenden Buch »Grafik & Musik auf dem Commodore 64« wird dieses Thema zusammen mit den akustischen Fähigkeiten sehr ausführlich und mit vielen Beispielen versehen erklärt. Dabei werden nur Basic-Grundkenntnisse vorausgesetzt. Gerade den Anfängern, die vom original Commodore-Handbuch stark enttäuscht worden sind, wird hier auf fast 340 Seiten einiges geboten. Von der einfachen PRINT-Grafik über Sprites und hochauflösunde Grafik im Multicolormodus, von einfachen Piepston über Klangeffekte bis zum Musikstück und der Kombination dieser Dinge, wird die Thematik hier voll ausgeschöpft.
Sehr gefallen hat dabei auch der lockere Stil, in dem das Buch gehalten ist. Außerdem wird bewiesen, daß man nicht immer erst graue Theorie von der Praxis lernen muß. Ein Beispiel: Um die Programmierung von Sprites zu verstehen, muß man sich nicht erst durch langwierige Erklärungen des Binärsystems kämpfen, sondern arbeitet vorerst mit einem Spriteentwurfsblatt, das alle wichtigen Daten enthält. Natürlich wird später genau auf die Arbeitsweise des VICs eingegangen, das Binärsystem bleibt ebenfalls nicht unbeachtet. Es kann dann jedoch anhand des schon ausgeführten Beispiels gelernt werden.
Einen einzigen kleinen Haken hat das Ganze aber doch: Da hier fast ausschließlich auf Basic-Ebene gearbeitet wird, arten manche Programme geradezu in POKE- und DATA-Orgien aus, die man aber dank der guten Dokumentation in den Griff kriegen kann. Viele Tabellen, Entwurfsblätter und Registerübersichten bilden einen sehr umfangreichen Anhang, den selbst der inzwischen weit fortgeschrittene Programmierer gerne als Nachschlagewerk benutzen wird. Alles in allem ein empfehlenswertes Buch, für das die 38 Mark sicherlich nicht zu viel sind.
(Boris Schneider)Info: Stan Krute, Grafik & Musik auf dem Commodore 64, Markt & Technik 1984, zirka 340 Seiten, 38 Mark.
Spaß an Mathe mit dem Commodore 64
Endlich einmal ein Buch, das die Mathematik für Computer nicht von der bierernsten Seite her angeht. Das Konzept von »Spaß an Mathe mit dem Commodore 64« hat denn auch die Mathematik nur als Aufhänger: Tatsächlich wird gezeigt, wozu man den Computer außer »Space Invaders« und »Impossible Mission« noch benutzen kann.
Daß dabei dann auch noch eine Vielzahl gut dokumentierter und wirklich nützlicher Programmlistings herausspringt, ist ein weiterer Pluspunkt. Die wichtigsten Listings sind eine Grafik- und eine Mathematikspracherweiterung, die sich durchaus mit kommerziell vertriebener Software messen können.
Einziger Nachteil: Die beiden arbeiten nicht zusammen. Dafür ist das Eintippen der doch recht umfangreichen Listings recht komfortabel gehalten worden: Im Anhang des Buches befindet sich ein Programm, das die Eingabe enorm erleichtert und gegen Fehler absichert.
Auf den beiden Spracherweiterungen aufbauend werden dann einige mathematische Probleme behandelt, die nicht gerade zum Schulalltag gehören, so zum Beispiel magische Zahlenquadrate, Warteschlangen oder Populationsprobleme. Auch ein Funktionsplotter darf natürlich nicht fehlen. Und damit man auch wirklich was lernt, sind alle Listings vollständig dokumentiert (auch die Assemblerlistings).
Zusätzlich werden stapelweise Grundlagen über den C 64 und zahlreiche Tips und Tricks vermittelt. Beim Funktionenplotter erfährt man zum Beispiel, wie man Fehlermeldungen abfangen kann, oder wie sich selbstverändernde Programme per Tastaturpuffer programmieren lassen.
Man tut sich also nicht schwer, später eigene, leistungsfähige mathematische Programme zu schreiben. Natürlich darf man nicht als totaler Anfänger an das Buch herangehen, man sollte sich schon etwas mit den Basic-Befehlen auskennen, und auch den Mut haben, erste Kontakte mit Maschinensprache aufzunehmen.
Dann bringt einem dieses Buch aber eine ganze Menge, lernt man doch seinen Commodore 64 am praktischen Beispiel kennen. Man merkt deutlich, daß hier als Autor ein Lehrer am Werke war.
(Boris Schneider)Info: Holger Danielsson, Spaß an Mathe mit dem Commodore 64, Sybex 1985, 280 Seiten, Preis: 32 Mark
Mathe für die Oberstufe. …aufgezeigt am Beispiel Commodore 64
So lautet der recht vielversprechende Titel eines neuen Buches aus dem IWT-Verlag, das auch durch einen dem Schülergeldbeutel angepaßten Preis (28 Mark) besticht.
Aber damit sind leider auch fast alle positiven Seiten dieses Buches aufgezählt. Man erhält nämlich nichts weiter als 14 undokumentierte und teilweise recht lange Programmlistings minderer Qualität.
Ein Beispiel: »Kurvendiskussion für Polynome zweiten Grades«. Wer die 13 Druckseiten abgetippt hat, kann sich nun zu jedem solchen Polynom die Symmetrieeigenschaften, Nullstellen, Extremwerte und Wendepunkte sowie das Monotonie- und Krümmungsverhalten ausgeben lassen.
Dummerweise hat ein Polynom zweiten Grades jedoch weder Wendepunkte noch ist es punktsymmetrisch, so daß die entsprechenden Erklärungen und Berechnungen im Programm völlig nutzlos sind.
Ein Nutzen daraus könnte allenfalls vielleicht gezogen werden, wenn man das Programm selber auf andere Funktionen erweitert oder umschreibt, was allerdings durch das Fehlen jeglicher Dokumentation stark erschwert wird.
Es geht aber noch weiter: Man scheute sich nicht, als weiteres Listing eine »Kurvendiskussion mit Integration für Polynome zweiten Grades« abzudrucken. Man ahnt was kommt: Dasselbe Programm noch einmal, dann allerdings um einen Unterprogrammpunkt und auf 20 Druckseiten erweitert.
Vorhanden ist übrigens noch eine Kurvendiskussion von Polynomen dritten Grades (ohne Integration). Eine anspruchsvolle Kurvendiskussion kann mit den abgedruckten Programmen nicht durchgeführt werden. Ähnlich verhält es sich auch mit den diversen Ableitungs- und Integrationsprogrammen, die jeweils nur recht uninteressante und zudem leichte Einzelfälle behandeln. Und auch die Programme, die sich mit der Matrizenrechnung beschäftigen, decken nur einen kleinen Bereich ab. Und schließlich sei zu den begleitenden Texten gesagt, daß sie viel zu kurz und, oberflächlich sind.
Langer Rede kurzer Sinn: Die 28 Mark wären bei einer Mathematiknachhilfe besser angelegt.
(Boris Schneider)Info: J. Merget, Mathe für die Oberstufe, IWT-Verlaq 1984, 150 Seiten, 28 Mark.