5/84, S. 8-9

Btx-Anschluß mit Commodore 64

Bildschirmtext wird, entgegen manchen anfänglichen Konzepten und Strategien, für die nächsten Jahre mehr als zusätzliches Medium für Datenfernübertragung im geschäftlichen Verkehr als für private Zwecke oder auch die Kommunikation zwischen Anbietern und Konsumenten Durchsetzung finden – auch mit einem Commodore 64.

Btx ist in diesem Bereich als Alternative den konkurrierenden Fernübertragungsmedien (Wähl- oder Standardleitungen, Datex-P) anzusehen, wobei Vorteile wie niedrige Gebühren und vollständige Standardisierung (einziges bis jetzt verwirklichtes sogenanntes »offenes Netz«) gegenüber Anwendungsnachteilen wie begrenztem Komfort und damit begrenzter Produktivität oder langsamen Datenaustausch gegeneinander abzuwägen sind.

Der praktische Nutzen des Bildschirmtexts wächst in starkem Maße, wenn ein Mikrocomputer eingeschaltet wird. Durch die »Intelligenz« des Geräts auf der Benutzerseite wird erst der zweiseitige Austausch von Informationen und Bearbeitungsanweisungen hinsichtlich Geschwindigkeit und Aussagekraft in die Nähe der anderen Datenfernübertragungsmedien gerückt.

Deshalb stellen die Benutzer von Personal- und Homecomputern einen Sonderfall für die Btx-Durchsetzung beziehungsweise Akzeptanz dar: Für das wichtigste Zusatzgerät brauchen sie kein Geld mehr auszugeben. So bezeichnete ein IBM-Sprecher auf dem Online-Kongreß im Februar in Berlin die »Btx-Akzeptanz als Abfallprodukt des wachsenden PC-Einsatzes«.

Der Marktführer für Mikrocomputer sowohl im privaten (Home-) Bereich wie im geschäftlichen (Personal Computer) ist Commodore wie unter anderem das Marktforschungsunternehmen IDC, Wiesbaden, ermittelte. Um dem bisherigen Angebot auf dem deutschen Markt für Btx-fähige Mikrocomputer auch den Niedrigpreisbereich zu erschließen, hat Commodore auf der Hannover Messe '84 einen Btx-Anschluß für Commodore 64 vorgestellt, das einschließlich einem Disketten-Laufwerk für knapp 1400 Mark im Handel angeboten werden soll. Der Btx-Anschluß kostet nur noch rund 250 Mark zusätzlich (genaue Preise sind erst nach Markteinführung gemäß den Kalkulationen des Handels zu erfahren).

Allerdings braucht man für den Anschluß auch noch ein Farbfernsehgerät, das mit einem sogenannten CEPT-Decoder ausgestattet ist; im Handel komplett für knapp 3600 Mark erhältlich. Der neue Btx-Anschluß zielt auch auf die Anwendung im Unternehmen. Dies ist vor allem unter dem Aspekt zu sehen, daß Btx rechnerisch besonders gut dort abschneidet, wo sehr viele verstreute Stationen angeschlossen werden. Wenn die Kombination von Btx und Computer eine zu hohe Investition erfordert, kann der Gebührenvorteil gegenüber anderen Datenfernverarbeitungsmedien verloren gehen. Die neue Anschlußmöglichkeit kann somit ein adäquates Verhältnis von Geräteinvestition und Gebühren herbeiführen.

Die Kombination von Mikrocomputer und Btx-Fernseher soll in diesem Konzept vor allem die Produktivität des Arbeitsplatzes erhöhen und gleichzeitig die Gebühren senken. Die – verglichen mit anderen Datenübertragungsmethoden – teilweise etwas umständliche Abfrage zum großen Teil vom Commodore 64 automatisiert und damit wesentlich beschleunigt. Außerdem können die Btx-Seiten auf Disk zwischengespeichert und »off-line«, nämlich ohne Verbindung zum Btx-Netz und deshalb auch, ohne daß der Gebührenzähler läuft, bearbeitet werden. Damit geschieht das Ausfüllen der Btx-Antwortseiten ohne Zeitdruck. Die entsprechende Software soll von Commodore geliefert werden.

(aa)
PDF Diesen Artikel als PDF herunterladen
Mastodon Diesen Artikel auf Mastodon teilen
← Vorheriger ArtikelNächster Artikel →