Technischer K.o.
Jeder sein eigener Rocky oder Muhammed Ali? Boxspiele machen es möglich — Ohne jede Verletzungsgefahr!
Boxen gehört mit zu den Sportarten, die aufs Publikum ungeheure Faszination ausüben. Selber boxen tun dagegen nur wenige.
Boxfans, und solche die es werden wollen, können nun aber auch zu vernünftigeren Zeiten als nachts um halb drei spannende Bildschirmkämpfe erleben und dabei sogar selber aktiv sein. Denn inzwischen gibt es einige Boxspiele für den C 64, von denen wir uns zwei herausgepickt haben.

»Frank Bruno’s Boxing« ist ein nicht vollkommen ernstgemeintes Boxspiel. Grafik und Handlung gehen eher ins Comichafte. Dabei ist Frank Bruno selber ein bekannter englischer und durchaus ernst zu nehmender Boxer.
Bei »Frank Bruno« geht es darum, sich nach und nach gegen acht verschiedene Gegner durchzuschlagen, vom nilpferdartigen »Canadian Crusher« über so bekannte Gegner wie »Andra Puncheredov« und »Ravioli Mafiosi« bis hin zum derzeitigen Weltmeister »Peter Perfect«. Alle acht Gegner haben unterschiedliche Taktiken und Schwierigkeitsgrade. Hat man einen Gegner besiegt, erhält man das Codewort für den Ranghöheren. Selbst geübte Computerspieler sind eine ganze Weile beschäftigt, bis sie sich zu Peter Perfect durchgeboxt haben.
Die Steuerung des eigenen Boxers erfolgt wahlweise über zwei Joysticks oder einen Joystick und die Tastatur. Trotzdem gibt es nicht sehr viele Schlagmöglichkeiten, insgesamt nur vier. Dafür kann man seinen Boxer aber auch selber bewegen und muß sich um die Deckung kümmern.
Die Animation der beiden Gegner ist nicht nur vom technischen Standpunkt aus gut, sondern auch sehr witzig. Da streckt der Gegner schon mal die Zunge raus, geht ein Schlag daneben, oder rotiert wie wild, wenn er besonders hart getroffen wird.
Begleitet wird man von der Themamusik aus dem Film »Rocky« und diversen, recht realistischen Box- und Publikumsgeräuschen.
Leider kann man nur alleine als »Frank Bruno« gegen die verschiedenen Gegner antreten, eine Zwei-Spieler-Option gibt es nicht.
Das ist bei »Barry McGuigans World Championship Boxing« anders. Hier können wahlweise zwei oder auch nur ein Spieler den Bildschirmring betreten.

»Barry McGuigan« sieht sich selber mehr als sportliche Simulation. So hat man eine Art »Boxer Construction Set«, in dem man von der Kampfstärke bis zur Haarfarbe seinen eigenen Boxer zusammenstellen kann. Außerdem werden verschiedene Eckdaten jedes Boxers, von der Geschwindigkeit bis hin zur Ausdauer, festgehalten. Diese Daten werden vor dem Kampf bekanntgegeben, so daß man im Trainingslager noch speziell auf den nächsten Kampf hinarbeiten kann, da man die Angriffspunkte des Gegners, aber auch die eigenen Schwächen kennt.
Der Boxkampf selber ist ebenfalls sehr aktionsreich. Die Bewegungen der Spieler im Ring werden automatisch vom Computer durchgeführt, man muß sich selber also nur noch um die Schläge und die Deckung kümmern. Mit dem Joystick können sieben verschiedene Schläge ausgeteilt, und zwei verschiedene Deckungen bezogen werden. Es gelten übrigens die tatsächlichen Box-Regeln mit echtem oder technischem K.o. und Sieg nach Punkten. Nach jeder der Box-Runden wird ein Lagebericht über Kondition der Boxer und sogar des Publikums gegeben, damit man sich auf die nächsten Runden vorbereiten kann.
Ein einziges Minus müssen wir »Barry McGuigan« anlasten: Man kann Boxer oder Weltranglistenplatz nicht abspeichern, muß also jedesmal, wenn man das Programm lädt, von vorne anfangen. Über Grafik und Sound kann man wenig berichten, sie sind zwar nicht außergewöhnlich, liegen aber über dem Durchschnitt.
Beide Boxspiele haben ihren eigenen Reiz: »Barry McGuigan« spricht eher die Box-Fans an, die eine realistische Box-Simulation mit strategischen Elementen haben wollen, während »Frank Bruno« eher ein eigenständiges Computerspiel darstellt, das an das Thema Boxen angelehnt ist. Welches man sich zulegt, ist reine Geschmacksache, denn beide sind ihr Geld wert.
(bs)