Die Netze der Post
Die Datenfernübertragung mit Computern steckt in Deutschland eigentlich noch in den Kinderschuhen. Deshalb informieren wir Sie umfassend, was hinter den Begriffen Datex-P, Btx und Telebox steckt, und wie Sie diese Einrichtungen nutzen können. Auch die Route für die Zukunft hat die Bundespost schon festgelegt.

Am 31. Dezember 1975 wurde von der Bundespost die FTZ-Prüfnummer 1813138000 an einen Teakholzkasten vergeben. Klappte man diesen Kasten auf, wurden zwei Mulden sichtbar, die einen Telefonhörer aufnehmen konnten. Dieser Kasten war ein Akustikkoppler. Genauer gesagt, der erste Akustikkoppler, der eine FTZ-Prüfnummer bekam.
Der Akustikkoppler im Holzkasten ist heute fast schon ein Museumsstück. In den letzten zehn Jahren haben ihn modernere und billigere Geräte abgelöst. Auch neue DFÜ-Netze sind mittlerweile von der Bundespost eingerichtet worden. So wurde 1980 das Datex-P-Netz eingeführt, 1983 Btx und 1984 die Telebox. Das Gesamtkonzept des weiterhin geplanten Netzausbaus bis 1988 wird mit ISDN bezeichnet. Was sich hinter den Begriffen Datex-P, Btx, Telebox und ISDN verbirgt, und wie man sich an diesen Netzen beteiligt, erfahren Sie im folgenden.
Datex-P
Am 26. August 1980 begann im gesamten Bereich der Deutschen Bundespost ein zwölfmonatiger Probebetrieb für den Datex-P-Dienst. Direkt im Anschluß an den Probebetrieb wurde Datex-P dann in das feste Angebot der Bundespost übernommen. Doch was ist Datex-P eigentlich?
Datex-P ist ein öffentliches Datenübertragungsnetz, das binäre Daten (zum Beispiel von Computern; andere binäre Daten siehe ISDN) »in Paketen vermittelt«. Bei der Paketvermittlung werden die zu sendenden Daten zu Abschnitten (Paketen) zusammengefügt. Ein Paket kann bis zu 512 Bits enthalten. Ein Datenpaket wird gesendet, sobald es vollständig ist oder es nur noch den »Rest« einer Übertragung enthält. Es wird also nicht jedes Zeichen für sich übertragen, sondern die Zeichen werden zu kleinen Paketen gebündelt. Ist ein Datenpaket gesendet worden, wird die Übertragungsleitung für andere Benutzer freigegeben, bis das nächste Paket des gleichen Benutzers vollständig vorliegt. So wird eine Übertragungsleitung von mehreren Benutzern gleichzeitig verwendet. Man spricht hierbei von einer virtuellen Verbindung. Der Datex-P-Benutzer spürt von der virtuellen Verbindung jedoch überhaupt nichts. Er hat das Gefühl, daß er die Übertragungsleitung ständig zur Verfügung hat.
Berechnet wird jeweils nur die Datenmenge, die im Datex-P-Netz übertragen wird, und die Zeit, während der sich ein Benutzer in das Netz einschaltet. Die Entfernung spielt keine Rolle. So ist es zum Beispiel egal, ob Sie Daten von München nach Nürnberg oder von München nach Hamburg übertragen.

Bedienung
Um Datex-P zu nutzen, brauchen Sie nur einen Computer, einen Akustikkoppler oder ein Modem und ein Terminalprogramm. Über das Telefon wird dann die nächste Datex-P-Vermittlungsstelle angewählt (Rufnummern siehe Tabelle 1.). Ist die Verbindung hergestellt (der Akustikkoppler oder das Modem schaltet auf READY), muß ein ».«(Punkt) und RETURN eingegeben werden (Dienstanforderungssignal). Die Vermittlungsstelle meldet sich zur Kontrolle dann mit: »Datex-P: 44 xxxx xxxxx«. Hierbei bezeichnet 44 xxxx xxxxx die Datex-P-Rufnummer des erreichten Anschlusses in der Vermittlungsstelle. In München könnte diese Meldung zum Beispiel »Datex-P: 44 8900 49130« lauten.
DATEX-P Vermittlungsstelle | Ortsnetzkennzahl (Vorwahl) | Ruf-Nr. für die Übertragungsgeschwindigkeiten | ||
bis 300 Bit/s (D300S) | 1200 Bit/s (D1200S12) | 1200/75 Bit/s (D1200S0) | ||
Augsburg | 0821 | 464011 ( 36791) |
464031 ( 36781) |
464051 ( 36761) |
Berlin | 030 | 240001 | 240081 | 240061 |
Bielefeld | 0521 | 59011 | 59021 | 59041 |
Bremen | 0421 | 170131 | 14291 | 15077 |
Dortmund | 0231 | 57011 | 52011 | 52081 |
Düsseldorf | 0211 | 329318 | 329249 | 320748 |
Essen | 0201 | 787051 | 791021 | 793003 |
Frankfurt | 20281 | 20291 | 20201 | |
Hamburg | 040 | 441231 | 441261 | 441281 |
Hannover | 0511 | 326651 | 327481 | 327591 |
Karlsruhe | 0721 | 60241 | 60381 | 60581 |
Köln | 0221 | 2911 | 2931 | 2951 |
Mannheim | 0621 | 409085 | 39941 | 39951 |
München | 089 | 228730 | 228630 | 228758 |
Nürnberg | 0911 | 20571 | 20541 | 20501 |
Saarbrücken | 0681 | 810011 | 810031 | 810061 |
Stuttgart | 0711 | 299171 | 299061 | 299291 |
Die Vermittlungsstelle erwartet jetzt die Eingabe einer NUI (Network User Identification) oder NUA (Network User Adress). Die NUI ist ein Code, der dem System mitteilt, daß Sie die Gebühren der Datenübertragung übernehmen. Die NUI muß bei der Bundespost beantragt werden. Die Eingabe würde lauten: NUI Dxxxxx, wobei xxxxx die Teilnehmerkennung ist. Nach dieser Eingabe wird noch Ihr Passwort abgefragt.
Die NUA ist die Datex-P-Rufnummer des Teilnehmers, den Sie anwählen wollen. Besitzen Sie keine NUI, muß die Gegenstelle bereit sein, die Gebühren zu übernehmen. Hierzu müssen Sie der Rufnummer (NUA) ein »R« (Reverse Charging) voranstellen. Die Datex-P-Vermittlungsstelle prüft dann, ob die Gegenstelle mit der Gebührenübernahme einverstanden ist. Die NUA kann wie folgt aussehen (dies ist eine Fantasienummer):
- 45 8900 12345 (Rufnummer)
- R 45 8900 12345 (Rufnummer mit der Bitte um Gebührenübernahme)
- C(xxx) 45 8900 12345 (Rufnummer mit Teilnehmerklasse, durch den Index xxx gekennzeichnet. Die Teilnehmerklasse kennzeichnet die Bereiche einer Datenbank, die benutzt werden können).
Gebühren
Bei Datex-P gibt es, abweichend vom Telefontarif, drei Zeitabschnitte mit unterschiedlichen Verbindungsgebühren (Tabelle 2):
- Tag — von 8 bis 18 Uhr
- Nacht 1 — von 6 bis 8 Uhr und von 18 bis 22 Uhr
- Nacht 2 — von 22 bis 6 Uhr und Samstag 14 Uhr bis Montag 6 Uhr, sowie an bundeseinheitlichen Feiertagen von 0 bis 24 Uhr.
Die Gebühren setzen sich aus verschiedenen Einzelpositionen zusammen, die Sie dem »Bundespost Informationsblatt Nummer 146« entnehmen können. An dieser Stelle seien nur zwei kleine Beispiele aus dem »Informationsblatt Nummer 145« der Bundespost angeführt:
Für eine Verbindung mit einer Datenbank von 30 Minuten Dauer bei zirka 7500 übertragenen Zeichen ist eine Gebühr von rund 0,75 Mark an die Post zu zahlen.
Bei einer Reisebuchung im Dialog einschließlich der Ausgabe der Reiseunterlagen von zwei Minuten Dauer mit zirka 2500 übertragenen Zeichen fällt eine Gebühr von etwa 0,20 Mark an.
In beiden Fällen kann diese Gebühr unter Berücksichtigung der mengenabhängigen Gebührenstaffel und der Tageszeit noch geringer ausfallen (siehe Tabelle 2). Eine NUI kostet 15 Mark im Monat.
Volumengebühr (national) Pf/Segment |
|||
Zeitabschnitte | Taggebühr 08.00-18.00 |
Nachtgebühr I 6-8 und 18-22 |
Nachtgebühr II 22.00-06.00 |
Mengenstaffel | |||
1. 0,2 Mio Segmente | 0,33 | 0,18 | 0,09 |
2. 0,2 Mio Segmente | 0,18 | 0,12 | 0,06 |
alle weiteren Segm. | 0,12 | 0,08 | 0,04 |
Anträge für einen Datex-P-Hauptanschluß und die Erteilung einer NUI sind bei Ihrem örtlichen Fernmeldeamt erhältlich.
Wer sich noch weiter über Datex-P informieren will, kann bei der Bundespost die Informationsblätter Nummer 93, 145, 146, 166 und 189 bestellen.
Bildschirmtext
Bildschirmtext, kurz Btx, wurde von der Deutschen Bundespost im September 1983 als allgemeiner Fernmeldedienst eingeführt. Allerdings lief Btx bis zur Inbetriebnahme einer neuen Systemtechnik Mitte 1984 nur mit Einschränkungen.
Btx soll in Zusammenarbeit von Telefon und Fernseher einen Dialog mit Computern ermöglichen. Dazu benötigen Sie als Grundgeräte einen Fernseher, einen Decoder, eine Tastatur und ein Telefon. Der Fernseher muß mit einem Btx-Decoder ausgestattet sein. Der Decoder wandelt die über die Anschlußbox ankommenden Signale in Bildschirmseiten um. Verbunden werden Telefon und Fernseher über die Btx-Anschlußbox. Diese erfüllt die Funktion eines Modems. Zusätzlich brauchen Sie jetzt noch eine Tastatur, um Eingaben machen zu können. Die Tastatur wird über den Decoder an den Fernseher angeschlossen.
Doch wo bleibt bei dieser Gerätekonfiguration der Computer?
Eine Btx-Tastatur kostet zum Beispiel bei einem großen Versandhaus zirka 400 Mark. Eine Tastatur hat unser Computer jedoch auch! Man muß sie nur an das Btx-Netz anschließen können. Hierzu bietet Commodore für den C 64 ein Btx-Modul an, das diesen Anschluß ermöglicht. Zusätzlich erlaubt das Modul das Speichern und Laden von Bildschirmseiten, was bei Btx sonst nicht möglich wäre. Bei einem Preis von 298 Mark für das Modul spart man also 100 Mark.

Was leistet Btx?
Neben den Datenverarbeitungsanlagen der Bundespost steht das Btx-Netz mit zur Zeit 89 externen Datenverarbeitungsanlagen in Verbindung (übrigens über Datex-P). Zu diesen gehören zum Beispiel Computer von Versandhäusern, Banken, Reiseveranstaltern etc. Der Benutzer kann unmittelbar mit Bestell-Buchungs- und Reservierungssystemen Kontakt aufnehmen. Man kann also, rund um die Uhr bequem vom Wohnzimmersessel aus, die Kontoführung mit der Bank bearbeiten, die nächste Urlaubsreise buchen oder einen neuen Kühlschrank bestellen.
Über Btx können umfangreiche Datenbanken abgerufen und von Rechenzentren angebotene Datenverarbeitungsprogramme für Berechnungen genutzt werden.
Es gibt unter den Anbietern von Bildschirmseiten auch Zeitungsverlage, die zum Beispiel die neuesten Nachrichten, Lokalberichte oder den Wetterbericht anbieten.
Und noch eine weitere Nutzungsmöglichkeit wird zur Zeit in den Bildschirmtext integriert: Die Telesoftware. Unter diesem Namen wird in Zukunft Software für Home- und Personal Computer abrufbar sein. (Siehe auch unseren »Btx-Wettbewerb« in dieser Ausgabe.) Die Gebühren für diesen neuen Service stehen zur Zeit noch nicht fest.
Btx-Übertragungsstandard
Seit September 1983 gilt für Bildschirmtext ein neuer, internationaler Darstellungsstandard, der von der CEPT (Konferenz der Europäischen Verwaltungen für Post und Fernmeldewesen) festgelegt wurde. Er umfaßt ein Basisrepertoire von 335 lateinischen Buchstaben, Ziffern und Zeichen. Zusätzlich erlaubt der CEPT-Standard bis zu 94 frei gestaltbare Zeichen in den Decoder zu laden. Dieser Punkt macht es zum Beispiel erst möglich, Programme mit den Grafikzeichen des C 64 zu übertragen, da diese nicht im bisherigen Basisrepertoire von Btx enthalten sind. Dieser frei definierbare Zeichensatz wird mit DRCS (Dynamically redifinable character set) bezeichnet.
Grafiken werden aus »Mosaikfeldern« zusammengesetzt. Mosaikfelder bestehen aus einem zwei mal drei Felder großen Raster. Die Mosaikelemente werden in dieses Raster eingesetzt, wobei insgesamt 64 Kombinationsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Dieses Darstellungsverfahren wird allgemein als das »Alphamosaikverfahren« bezeichnet. Zusätzlich enthält der neue Standard 64 Schrägflächen- und 32 Linienzeichen (Tabelle 3).


Den Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Standard können Sie in Bild 1 und Bild 2 erkennen. Bild 1 verdeutlicht anschaulich die hochauflösende Grafik des neuen Standards. Bild 2 zeigt den der Blockgrafik des C 64 entsprechenden alten Standard.


Wie funktioniert Btx ?
Wählt man das Btx-Netz über Telefon an, wird man mit einem »Teilnehmerrechner« verbunden. Dieser kann jeweils bis zu 100 Btx-Verbindungen gleichzeitig bearbeiten. Im Teilnehmerrechner sind über 50000 Bildschirmseiten gespeichert. Steht die von Ihnen gewünschte Bildschirmseite hier nicht zur Verfügung, wird die Anfrage an den dem Teilnehmerrechner übergeordneten Datenbankrechner weitergeleitet. In diesem sind 90000 Bildschirmseiten gespeichert. Erst wenn auch hier die gewünschte Bildschirmseite nicht vorliegt, wird eine Verbindung mit der Btx-Leitzentrale in Ulm hergestellt. Dies soll nach Aussage der Bundespost jedoch nur in zwei Prozent aller Fälle notwendig sein.
Die Auswahl der im Teilnehmer- und Datenbankrechner angebotenen Bildschirmseiten richtet sich nach der Häufigkeit der diese Seiten betreffenden Aufrufe. Wird zum Beispiel eine im Teilnehmerrechner gespeicherte Seite neunmal verlangt, eine im Datenbankrechner gespeicherte aber 40mal, so werden diese ausgetauscht. Das heißt die wenig verlangte Bildschirmseite wird im Datenbankrechner gespeichert, die häufig verlangte im Teilnehmerrechner. So ist immer ein schneller Zugriff auf die meist verlangten Bildschirmseiten gewährleistet.
Gebühren
Die Gebühren für den Bildschirmtext setzen sich aus drei Einzelpositionen zusammen. Die Grundgebühr für den Btx-Hauptanschluß kostet 8 Mark pro Monat. In dieser Gebühr ist die Miete für die Anschlußbox enthalten. Hinzu kommen die Verbindungsgebühren im Fernsprechnetz. Ab Mitte 1985 soll für alle Fernsprechanschlüsse der Orts- beziehungsweise Nahtarif zu Bildschirmtext gewährleistet sein. Das bedeutet, daß Sie von jeder Stelle der Bundesrepublik aus zum Ortstarif am Btx teilnehmen können.
Als letzter, aber auch größter Posten, kommen die Gebühren für die im allgemeinen kostenpflichtigen Bildschirmseiten dazu. Die Gebühren schwanken zwischen 0,00 und 9,99 Mark pro Bildschirmseite. Die Gebührenhöhe bleibt in diesem Spielraum dem Anbieter der Bildschirmseite überlassen. Auf diese Gebühren muß vom Anbieter bei einem Aufruf hingewiesen werden. So kann der Btx-Benutzer immer noch entscheiden, ob er diese Gebühren akzeptiert.
Alle, die sich weiter über Bildschirmtext informieren wollen, können den Sonderdruck aus dem Dokumentarband Bundespost ‘84 »Die Technik des Bildschirmtextdienst« bei der Bundespost bestellen.
Ist Btx nicht sicher?
Ende 1984 machte eine Nachricht in der Presse Schlagzeilen. Der Hamburger Chaos Computer Club (CCC) hatte nach eigenen Angaben das Btx-Sicherheitsnetz umgangen und einen »Bankraub« durchgeführt. Was genau war passiert? Der CCC hatte einen Softwarefehler der Btx-Steuerung entdeckt und sich das Passwort der Hamburger Sparkasse beschafft. Erst mittels dieser Kombination war es dem CCC möglich, durch ein Programm, das auf einem Personal Computer lief, eine gebührenpflichtige Bildschirmseite über 10000mal innerhalb einer Nacht abzurufen. Da das Passwort der Bank verwendet wurde, wurden dieser die Gebühren berechnet. In diesem Fall zirka 135 000 Mark.
Dazu die Bundespost: »Wie der CCC bei dieser Aktion im einzelnen vorging, ist bis heute noch nicht geklärt. Der Softwarefehler lag tatsächlich vor, ist heute aber behoben. Dieser Fehler konnte aber nur im Zusammenhang mit einem Passwort ausgenutzt werden. Das Passwort der Hamburger Sparkasse, so nimmt man an, hat sich der CCC wohl bei einer öffentlichen Vorführung in der Bank besorgt. Die Hintergründe der Vorgehensweise bleiben aber im dunkeln«.
Es bleibt noch zu erwähnen, daß diese Gebühren nicht erhoben worden sind. Wer Gebühren erhebt, muß auf Verlangen nachweisen, daß diese berechtigt sind. Aber wer ruft über 10000mal dieselbe Bildschirmseite in einer Nacht auf, wenn sich die Information nicht ändert. Ein Nachweis der berechtigten Gebühren wäre in diesem Fall zumindest fraglich gewesen.
Telebox
Die Telebox ist eine von der Bundespost eingerichtete Mailbox. Sie ist ausschließlich für eingetragene Benutzer konzipiert.
Installiert ist der Telebox-Computer in Mannheim. Zur Zeit läuft die Telebox noch in einem zweistufigen Testbetrieb. Die erste Stufe begann Juni 1984 und endete am 31.09.84. Unterbrechungsfrei ging sie am 01.10.84 in die zweite Stufe über. Der Testbetrieb wird am 30.09.85 abgeschlossen sein.
Benutzung
Der Telebox-Computer ist unter folgenden Rufnummern erreichbar:
Telefonnetz: | 0621/413091, 300 Baud |
0621/412071, 1200 Baud | |
Datex-P (NUI erforderlich): | 45 6210 40000 |
45 6210 90000. |
Wird die Telebox angewählt, erhalten Sie die Aufforderung »Bitte vorstellen«. Wer sich nur über das Telebox-System informieren will, beantwortet diese Aufforderung mit: ID INF100 TELEBOX
Sie können dann auf umfangreiche Informationsdateien zugreifen, die Sie über das Leistungsangebot der Telebox unterrichten.
Eingetragene Benutzer oder Anrufer, die einem Benutzer eine Nachricht hinterlassen wollen, melden sich mit einer Benutzerkennung. Diese ist mit einer Telefonnummer im Fernsprechnetz vergleichbar. Ein Verzeichnis der Benutzernummern finden Sie in den Informationsdateien. Die Benutzernummer wird wie folgt eingegeben: ID ABC123
ABC ist das Kürzel des eingetragenen Benutzers. 123 gibt die Nummer des Speicherbereiches (Adresse) an, in dem eine Nachricht gelesen oder geschrieben werden soll. Ein eingetragener Benutzer kann mehrere solcher Adressen haben. Die Adressen eines Benutzers sind dann aufsteigend durchnummeriert. Hat ein Benutzer zwei Adressen, so lauten die Kennziffern 001 und 002. Nach der Eingabe der Benutzerkennung wird ein Passwort verlangt. Erst dieses Passwort ermöglicht Ihnen Nachrichten zu lesen. Mit der Benutzeradresse allein können Sie nur Nachrichten hinterlassen. Wird das Passwort akzeptiert, so erscheinen folgende Meldungen:
- Ausgeschaltet um/am:
- 12.00/21.06.85
Diese Meldung bezeichnet den Termin, an dem die letzte Nachricht in die Mailbox eingegeben wurde.
- Letzter Zugang um/am:
- 17.01/20.06.85
Hiermit wird angegeben, wann zum letzten Mal Nachrichten gelesen wurden.
- Vorliegende Meldungen:
- 3 ungelesen
Diese Meldung besagt, daß drei Nachrichten bisher vom Benutzer noch nicht gelesen wurden. Hierin liegt ein großer Vorteil des Telebox-Systems, denn Sie können gleich an der Eingangsmeldung erkennen, ob neue Nachrichten für Sie vorliegen. Sie müssen also nicht erst weiter in das System vordringen.
Will man das System verlassen, so muß »ENDE« eingegeben werden.
Gebühren
Ab 01.10.84 kostet jede Adresse 40 Mark Grundgebühr plus 40 Mark pauschale Nutzungsgebühr.
Nach Ende der Testphase am 30.09.85 werden folgende Gebühren fällig:
- Belegungsgebühr je Minute 0,30 Mark
- Speichergebühr je Tag und Einheit (2 KByte) 0,03 Mark
- Adressiergebühr je Adresse 0,10 Mark
Mindestnutzungsgebühr sind 40 Mark pro Monat.
Um die Gebühren der Telebox zu erläutern, und um sie dem Briefverkehr gegenüberzustellen, ein kleines Beispiel:
Ein Verkäufer einer Hamburger Firma hat in Frankfurt einen Verkaufsabschluß getätigt. Er möchte den Text und die Daten an seine Firma übermitteln. Diese hat eine Telebox-Adresse. Daten und Text umfassen 10 KByte; der Verkäufer benutzt einen 300 Baud Akustikkoppler. Der Text und die Daten sind vorbereitet und werden gesammelt übertragen.
Gebühr für Ortsgespräch | 0,23 Mark |
Datex-P-Gebühr | 0,33 Mark |
Belegungsgebühr Telebox | 0,30 Mark |
Speichergebühr (1 Tag) | 0,15 Mark |
Adressierungsgebühr | 0,10 Mark |
Übermittlung Verkäufer zur Firma | = 1,11 Mark |
Gebühr für Ortsgespräch | 0,23 Mark |
Datex-P-Gebühr | 0,33 Mark |
Abruf der Daten | 0,56 Mark |
Anfallende Kosten für die Firma gesamt: | 1,67 Mark |
Die Daten sind für die Firma sofort verfügbar.
Stellen wir jetzt die Übermittlung per Brief gegenüber:
Porto | 0,80 Mark |
Einschreibgebühren | 2 Mark |
Eilbrief | 3 Mark |
Gesamt: | 5,80 Mark |
Die Firma muß je nach Uhrzeit und Verbindungsweg (Flugzeug oder Bundesbahn) drei Stunden oder bis zum nächsten Morgen warten.
Wenn Sie eine eingehende Beratung über das Teleboxsystem wünschen, wenden Sie sich bitte an folgende Adresse:
Fernmeldetechnisches Zentralamt Referat T 21 Postfach 5000 6100 Darmstadt Tel. 06151/83-4641Den Antrag für die Teilnahme am Telebox-Betrieb erhalten Sie beim:
Fernmeldeamt Anmeldestelle für Fernmeldeeinrichtungen Postfach 7300 6800 Mannheim 1 Tel. 06 21/2 48 53ISDN-Digitalisierte Zukunft
»ISDN — die Antwort der Deutschen Bundespost auf die Anforderungen der Telekommunikation von Morgen«, so wird von der Bundespost das Konzept für die Zukunft bezeichnet.
ISDN (Integrated Services Digital Network) heißt also unsere »fernmeldetechnische Zukunft«. Die kurze Umschreibung der Bundespost sagt nicht gerade viel aus. Äußerungen wie »Die Deutsche Bundespost wird künftig auch Fernmeldedienstleistungen über Satelliten anbieten, mit denen die terrestrischen Netze schnell und flächendeckend ergänzt werden« scheinen einem Science Fiction-Roman entnommen. Doch so steht es in einer Informationsbroschüre der Deutschen Bundespost.
Was hat die Bundespost nun wirklich geplant? Uns allen dürfte klar sein, daß die Technik in vielen Teilen des Fernmeldedienstes überaltert ist. Noch heute ist das Rattern der Relais in den Vermittlungsstellen der Fernmeldeämter zu hören, wenn eine Telefonverbindung hergestellt wird.
1976 wurde mit dem Aufbau des IDN (Integriertes Text- und Datennetz) begonnen. Zum IDN gehören auch Telex und Datex-P. Zur Zeit sind an das IDN über 300 000 Teilnehmer angeschlossen.
Es handelt sich hierbei um ein Fernmeldenetz, in dem die digitale Übertragungs- und Vermittlungstechnik angewandt wird.
Das Digitale Fernsprechnetz
Was bedeutet »Digitalisierung«? Nehmen wir als Beispiel ein Telefongespräch. Wie sieht das bisher aus? Man wählt eine Rufnummer. Die Verbindung wird dann durch einzelne Relais in der Vermittlungszentrale geschaltet. Dies dauert seine Zeit. Ist die Verbindung hergestellt, wird die Sprache, die das Mikrofon im Telefonhörer aufnimmt, in elektromagnetische Signale umgesetzt. Diese werden dann übertragen und müssen, da sie bei der Übertragung über die jetzigen Leitungen der Post schnell an Intensität abnehmen, oft verstärkt werden. Die ankommenden Schwingungen werden vom Lautsprecher des Telefonhörers wieder in Töne verwandelt.
Im digitalisierten Fernsprechnetz funktioniert dies anders.
Alle Signale werden im Binär-Code übertragen. Als erstes erreicht die codierte Rufnummer den Vermittlungscomputer, der die Funktion der Relais erfüllt. Wie beim Datex-P-Netz stellt der Computer jetzt die Verbindung her. Im Gegensatz zur Relais-Vermittlung ist die Computervermittlung erheblich schneller und zuverlässiger, da die mechanische Vermittlung wegfällt.
Gespräch im Binär-Code
Als nächstes werden die akustischen Signale, also die Sprache, in digitale Signale (wir kennen dies von den Spracheingabemodulen des C 64) umgesetzt. Diese digitalen Signale werden dann über eine virtuelle Verbindung ähnlich Datex-P übertragen.
Dieser Binärcode wird dann von der Vermittlungsstelle bei der Gegenstelle wieder in verständliche akustische Signale umgesetzt.
Wer nun meint, bei dieser Art der Vermittlung würden Verzögerungen auftreten, der täuscht sich. Die Datenübertragung erfolgt, wie bei Datex-P, mit bis zu 64 000 Baud. Das reicht auch für den schnellsten Sprecher.
In Zukunft werden also Telefongespräche digital vermittelt und übertragen. Dies hat den Vorteil, daß wie bei Datex-P durch die virtuelle Verbindung wesentlich weniger Leitungen benötigt werden. Und dieselben Leitungen können auch für den Datenaustausch zwischen Computern verwendet werden. Telefongespräche, Datex-P, Bildschirmtext und die Telebox können in Zukunft direkt über dasselbe Kabel laufen.
Das ISDN-Netz soll ab 1988 zur Realität werden.
(rg)Info: Die Informationsbroschüren der Bundespost sind über jedes Fernmeldeamt erhältlich.