Seikoshas Größter: Test GP-550A
Die Seikosha-Drucker stehen seit den Zeiten des schon fast legendären GP-80, der als VC-1515 Drucker zum VC 20 bekannt wurde, im dem Ruf von »Billigdruckern«, zwar grafikfähig, aber ansonsten mit wenig Vorzügen ausgestattet.
Der GP-550A wird diesem Ruf jedoch nur zum Teil gerecht, nämlich hinsichtlich des günstigen Preises. Ansonsten verfügt er über eine Reihe von Eigenschaften, die ihn auf eine höhere Stufe als seine bekannten kleinen Brüder GP-80 und GP-100 stellen.
Da wäre zunächst einmal die Schrift. Der GP-550A kann über Steuerzeichen insgesamt 18 verschiedene Schriftarten anwählen, unter anderem auch Elite, Script und Kursiv. Die Standardeinstellung ist Pica. Außerdem ist Breit- und Schmalschrift einstellbar. Auch Proportionalschrift ist möglich, was bei einem Drucker dieser Preisklasse durchaus nicht selbstverständlich ist.
Der GP-550A verfügt über 8 Drucknadeln, die Zeichen normalerweise in einer 8 x 9-Matrix zu Papier bringen. Daneben ist aber auch ein Schönschreibmodus vorgesehen, in dem die Punkte innerhalb einer 16 x 9- oder 16 x 12-Matrix gesetzt werden. Der Druckkopf wird dabei um einen halben Punktabstand vertikal versetzt, so daß insgesamt 16 sich überlappende Punkte gedruckt werden können. Durch diesen »Correspondence« genannten Schönschreibmodus ergibt sich ein Schriftbild ähnlich einer Schreibmaschine, da die einzelnen Druckpunkte so ineinander übergehen, daß sie auf den ersten Blick nicht mehr als solche zu erkennen sind. Dabei ist es noch möglich, wiederum verschiedene Schriftarten zu verwenden. Durch den Schönschreibmodus reduziert sich allerdings die ohnehin nicht allzu hohe Druckgeschwindigkeit von normalerweise 50 Zeichen pro Sekunde auf die Hälfte.
Wie alle Seikosha-Drucker, verfügt auch der GP-550A über eine Einzelnadelansteuerung. Der Umgang damit ist recht einfach. Nach Empfang eines bestimmten Steuerzeichens interpretiert der Drucker die weiteren ankommenden Zeichen als Grafik-Daten zur Nadelsteuerung. Jedem Bit eines Zeichens ist dabei eine Drucknadel zugeordnet. Ist das betreffende Bit in dem Zeichen gesetzt, dann wird auch die zugehörige Nadel gesetzt und erzeugt einen Punkt. So lassen sich problemlos Sonderzeichen und Symbole erzeugen, aber auch hochauflösende Grafik über eine größere Fläche ist möglich. Dabei können Grafik und Text auch in der gleichen Zeile beliebig gemischt werden.
Neben dem 8-Bit-Grafikmodus gibt es noch einen erweiterten 16-Bit-Grafikmodus, in dem die zusätzlichen acht Grafikpunkte wieder »zwischen» die anderen gelegt werden (wie im Schönschreibmodus). Damit lassen sich wirklich durchgezogene Linien erzeugen, die Grafik wirkt kompakter.
Der Seikosha GP-550A verfügt normalerweise über eine Centronics-Schnittstelle, ist jedoch auch (wie unser Testgerät) mit eingebautem VC-Interface lieferbar. Damit gibt es dann natürlich keine Anschlußprobleme an den C 64 oder VC 20: Einfach das Druckerkabel in den seriellen Port des Computers einstecken, einschalten, und schon ist die Anlage druckfertig. Damit erspart man sich unter Umständen eine Menge Ärger mit Interfaces und Treibersoftware.
Beim ersten Versuch, ein Programm zu LISTen, wird man allerdings feststellen, daß der GP-550A hinsichtlich des Zeichensatzes leider nicht Commodore-kompatibel ist. Es werden nämlich keine Steuer- oder Grafikzeichen gedruckt. Dafür sind aber die deutschen Umlaute möglich. Der GP-550A läßt sich nämlich per DIP-Schalter zwischen acht verschiedenen nationalen Zeichensätzen umschalten. Für Textverarbeitung und ähnliche Anwendungen wird man dabei sinnvollerweise den deutschen Zeichensatz wählen. Verzichtet man in seinen Programmen auf Grafiksymbole und schreibt Steuerzeichen als CHR$-Anweisungen, dann erhält man mit dem amerikanischen Zeichensatz recht brauchbare Listings.
Die praktische Arbeit mit diesem Drucker gestaltet sich einigermaßen angenehm, sieht man einmal von der niedrigen Druckgeschwindigkeit ab. Die Geräuschentwicklung ist für einen Seikosha erstaunlich zivil. Vom »Kreissägeneffekt« seiner kleinen Brüder ist nicht viel zu merken, obschon er von der Lautstärke her doch etwas über dem Niveau zum Beispiel eines Epson FX-80 liegt.
Papiereinzug und Farbbandwechsel sind mit wenigen Handgriffen und völlig problemlos erledigt. An Bedienelementen ist neben den üblichen Tasten für Zeilen- und Seitenvorschub eine zusätzliche Taste mit der Bezeichnung »Stop/Reset« vorhanden. Mit dieser Taste kann ein Druckvorgang unterbrochen und der Drucker wieder in den Einschaltzustand versetzt werden. Dadurch spart man sich das lästige Aus- und Einschalten des Druckers nach einem Fehler.
Insgesamt gesehen hat der Seikosha GP-550A im Test einen durchaus positiven Eindruck gemacht. Neben seinem günstigen Preis (1098 Mark) besticht er vor allem durch seine Grafikfähigkeiten und durch die variablen Schriftarten. Nachteilig sind sicher seine vergleichsweise geringe Druckgeschwindigkeit und die fehlende Zeichensatz-Kompatibilität zum C 64. Den letzten Nachteil hat er aber mit den meisten Druckern seiner Leistungsklasse gemein.
(ev)