Eine neue Floppy für den C 64
Eine Floppy, auf der mehr als ein MegaByte gespeichert werden kann und die zirka viermal schneller ist als die VC 1541, ist ein Traum für viele C 64/VC 20-Besitzer. Die neue Floppy SFD 1002 von Commodore hat jedoch auch ihre Schattenseiten.
Commodore hat ein neues Floppy-Laufwerk herausgebracht. Ihr Name ist SFD 1002. Eigentlich ist sie ja nichts Neues. Wenn man die große CBM 8250 in zwei Hälften teilt, und in ein anderes Gehäuse hineinsteckt, kommt die SFD 1002 heraus. Genauergesagt, die SFD 1001. Der Unterschied zwischen SFD 1002 und SFD 1001 besteht lediglich darin, daß die SFD 1001 mit einem zusätzlichem IEEE-488 Interface geliefert wird, das den C 64 mit der 1001 verbindet. Doch kommen wir zu einigen interessanten technischen Daten der SFD 1001/1002.
Nach dem Formatieren einer Diskette meldet die 1001/1002 fantastische 4133 freie Blöcke. Das entspricht umgerechnet 1033,25 KByte freiem Speicherplatz! Daten werden auf 77 Spuren bei 23 bis 29 Sektoren pro Spur gespeichert. Die Übertragungsgeschwindigkeit beträgt 1,2 KByte/sec (VC 1541 : 0,4 KByte/sec) Auch die Anzahl der gleichzeitig geöffneten Dateien ist gegenüber der VC 1541 höher. Es können gleichzeitig fünf sequentielle oder drei relative oder zwei sequentielle und zwei relative oder drei sequentielle und eine relative Datei geöffnet sein.
Die Tatsache, daß sie voll kompatibel zum CBM 8250 Format ist, bedeutet gleichzeitig deren Unverträglichkeit mit der VC 1541. Lassen sich denn Programme von der 1541 auf die 1002 übertragen?
Sie denken vielleicht: kein Problem. Man ändere einfach die Geräteadresse der VC 1541 auf 9, lädt ein Programm mit LOAD»NAME«,9 und speichere es mit SAVE»name«,8 auf der SFD 1001 wieder ab. Das geht aber nicht. Nicht etwa, daß die SFD 1002 die gewohnten Floppybefehle nicht beherrscht, das macht sie. Der Haken liegt woanders: Der serielle Bus ist gesperrt. Das heißt, es läuft weder die VC 1541 noch ein an den seriellen Port angeschlossener Drucker. Das ist schon ein harter Schlag. Nach einem Gespräch mit einem freundlichen Commodore-Fachmann erhielt ich zwei Tage später ein kleines Programm auf einer Diskette, das dieses Manko etwas lindert. Mit jeweils einem SYS-Befehl kann man auf einen anderen Port umschalten, entweder auf den seriellen oder auf den Expansion-Port. Sie können sich vorstellen, daß das Kopieren einer Diskette auf das SFD 1002 Format zur zermürbenden Prozedur wird.
Dieses Hilfsprogramm soll, so der Spezialist, zukünftig entweder auf der beigelegten Demodiskette gespeichert oder als abzutippendes Listing der Lieferung beigelegt werden.
Spezialkabel nötig
Ein anderes Kapitel ist das Interface. Zusätzlich zum Interface benötigt man ein Spezialkabel vom Interface zur Floppy und ein anderes von der Floppy zu einem weiteren Peripheriegerät (Kosten pro Kabel: zirka 100 Mark; zusätzlich bestellen). Das Interface selbst besitzt oben einen Schacht, in dem Module eingesetzt werden können. An sich eine lobenswerte Einrichtung. Sie hat jedoch einen kleinen Schönheitsfehler: Sobald man ein Modul hineingesteckt hat, funktioniert nichts mehr. Ein echter Konstruktionsfehler. Auch mit Hilfe einer Steckplatzerweiterung, auf die das Interface und ein beliebiges Modul gesteckt werden, bleibt der Bildschirm dunkel und nichts läuft mehr.
Alles in allem kann ich dieses neue Gerät nicht bedingungslos empfehlen. Die Anpassung an den C 64 ist (noch) nicht optimal gelöst. Und für knapp 2000 Mark sollte man Kompatibilität und Portabilität erwarten können. Aber sicherlich werden dementsprechende Lösungen nicht allzulange auf sich warten lassen. Warten wir’s ab.
(gk)