C 16
Test

Der Nachfolger?

Ein etwas ungutes Gefühl beschlich uns, als wir hörten, daß einer der neuen Commodore-Computer eine Gummitastatur besitzen sollte. Commodore mag ein ähnliches verspürt haben, denn zur Hannover-Messe wurde im letzten Moment das Ruder herumgeworfen: Der Gummi-Commodore C 116 wandert zurück in die Schublade und an seine Stelle tritt der C 16, mit dem gleichen Innenleben, aber mit der bekannt guten Tastatur des C 64.

Bild 1. Der C 116 kommt nicht auf den deutschen Markt.
Bild 2. Der Commodore C 16 ist ins Gehäuse des C 64/VC 20 gepackt. Nur die Anordnung der Tasten wurde geändert.
Bild 3. Die Anschlüsse des C 116. Sie dürften denen des C 16 entsprechen.

Die Überschrift wirft sofort eine Frage auf: Nachfolger von wem? Vom VC 20 oder vom C 64?

In den letzten Heften wurde bereits ausführlich über den Commodore 264 berichtet und dabei ist klar geworden, daß der 264 den C 64 nicht ablösen soll. Der 264 ist etwas weiter weg vom Hobby-Computer: etwas weniger Grafik- und Sound- Möglichkeiten, dafür besseres Basic und komfortablere Handhabung, ein Computer weniger zum Spielen als mehr zum ernsthaften Arbeiten. Um den neuen C 116/C 16 in die Gesamtpalette der kleineren Commodore-Systeme einordnen zu können, stellt man am besten einmal die Eigenschaften und Fähigkeiten aller vier Computer gegenüber. Fangen wir mit den alten Bekannten an.

VC 20

Als er auf den Markt kam, wurde er innerhalb kürzester Zeit zum Marktrenner. Sein ausgezeichnetes Preis/Leistungsverhältnis war konkurrenzlos. Die Commodore-Strategie (computers not for the classes but for the masses) kam voll zum Tragen. In der Grundversion 3 KByte (heute lacht man fast darüber), eine fast professionelle Tastatur, ausbaufähig, eine schnell wachsende Menge an Software: der VC 20 wurde zum Liebling der deutschen Computerszene. Die maximal mögliche Anzahl von 22 Zeichen pro Zeile und 23 Zeilen am Bildschirm störten damals noch niemanden. Die Auflösung von 160 x 160 Punkten erlaubte die Darstellung befriedigender Grafiken. Der Preis von damals 800 Mark, heute zirka 300 Mark, ließ den VC 20 für viele erschwinglich werden.

Commodore 64

Es dauerte aber nicht lange, da kam der C 64 auf den Markt. Er ließ viele Herzen höher schlagen. Wer bisher noch gewartet hatte mit der Anschaffung eines Computers, war jetzt überzeugt, die richtige Wahl treffen zu können. Und seine Fähigkeiten ließen viele andere vor Neid erblassen: 64 Kbyte RAM, davon zirka 38 KByte frei für Basic-Programme, ungefähr 52 KByte für Maschinensprache-Programme, eine Grafikauflösung von satten 320 x 200 Punkten, 16 Farben und schon fast professionelle Synthesizer-Eigenschaften. Und der Preis stimmte auch. Was wollte man mehr? Das spartanische Basic und die etwas mühselige Art, Grafik und Sound zu erzeugen, schreckte fast niemanden; im Gegenteil: eben weil keine starren Befehle die Möglichkeiten des C 64 und die Fähigkeiten des Programmierers einschränken, kann jeder etwas dazulernen. Selbst der Profi hat es schwer, an die Grenzen des Machbaren zu kommen. Auch beim C 64 wächst die Anzahl der verfügbaren Software ins Unübersehbare. Selbst CP/M-Software (zum Beispiel Wordstar) gibt es schon für den C 64.

C 264

Dieser neue Commodore ist ohne Zweifel der eleganteste. Sein Gehäuse ist sehr kompakt, nicht so klobig wie die anderen.

Seine Tastatur ist flach und erlaubt auch längeres ermüdungsfreies Arbeiten. Ein freier Speicherplatz von zirka 60 KByte ermöglicht das Entwerfen großer Programme (allerdings: Wer Basic-Programme schreibt, die mehr als 38 KByte benötigen, sollte einmal seinen Programmierstil überprüfen…). Auch die Benutzung fest eingebauter Programme (Textverarbeitung, Kalkulationsprogramme oder andere Programmiersprachen) auf Knopfdruck ist neu. Selbst ein Windowing ist möglich, die Darstellung mehrerer voneinander unabhängiger Ausgaben auf dem Bildschirm. Dies alles, in Verbindung mit dem komfortablen Basic 3.5, macht den Commodore 264 interessant für den anspruchsvollen Heim-Anwender.

C 16

Dieser Computer ist sozusagen eine verkleinerte Ausgabe des C 264; oder man kann auch sagen, sein kleiner Bruder (Bild 2). Er besitzt die gleiche komfortable Basic-Version 3.5 und auch die gleichen Grafik- und Sound-Möglichkeiten. Eine eingebaute (built-in) Software wird es jedoch nicht geben und ein Windowing wird auch nicht möglich sein. Das liegt an der begrenzten Speicherkapazität. Diese beträgt nur 16 KByte RAM. Der C 16 kennt, ebenso wenig wie der 264 und der VC 20, keine Sprites, diese für Spiele so interessanten, frei beweglichen und definierbaren Grafikgebilde des C 64. Allerdings beträgt seine Grafikauflösung 320 x 200 Punkte, einzeln ansteuerbar und in 16 Farben mit je acht Helligkeitsstufen über Basic-Befehle leicht ansprechbar. Ebenso wie der C 64 und der C 264 kann der C 16 40 Zeichen pro Zeile darstellen, das übliche bei heutigen Homecomputern. Die Sound-Fähigkeiten beschränken sich auf zwei Tongeneratoren, einer für einfache Töne, der andere für Geräusche wie Rauschen, Knallen, Donnern und so weiter, selbst gegenüber den Möglichkeiten des VC 20 enttäuschend mager (siehe auch Tabelle 1). Der C 16 wurde in das Gehäuse des VC 20/C 64 gesteckt. Die Tastatur ist von der Mechanik her die gleiche, lediglich die Tastenbelegung ist geändert worden. Die Cursortasten befinden sich jetzt oben rechts und es gibt nun vier davon, für jede Richtung eine. Die RESTORE-Taste wird jetzt mit CLR/HOME belegt. Die Taste »Pfeil nach links« entfällt und wird ersetzt durch die ESC-Funktion.

Abgesehen von der Tastatur ist der C 116 mit seinen Gummitasten übrigens identisch mit dem C 16 (Bild 1 + 3 + 4). Der C 116 wird auf dem deutschen Markt nicht erhältlich sein.

Fazit

Wer sich einen neuen Computer kaufen will, ist mit dem C 64 bestimmt um einiges besser beraten. Der C 64 hat so eine gewaltige Verbreitung erreicht, daß sein Vorsprung auf dem Software-, Zubehör- und auf dem Literaturmarkt selbst innerhalb eines Jahres nicht zu schlagen sein wird, wenn überhaupt. Reicht das Taschengeld nicht ganz, ist aber der C 16 eine annehmbare Alternative. Er soll um die 300 Mark kosten und leistet einiges mehr als der VC 20.

Wer jedoch einen C 64 besitzt und auf ein größeres System umsteigen will, sollte lieber noch etwas warten. Gegen Ende des Jahres dürfte es auch von Commodore einen IBM-kompatiblen Computer geben, mit entsprechender Software, mit mehr als 64 KByte Speicherplatz und einem schnellen 16-Bit-Prozessor.

Commodore C 16

Speicher: 32-KB-ROM-Betriebssystem und Basic 3.5-Interpreter 16 KB RAM

Prozessoren: - 7501 Mikroprozessor mit 0.89-1.76 MHz Taktfrequenz

Grafik: - 40 Spalten x 25 Zeilen - 121 Farbtöne (16 Farben mit 8 Helligkeitsstufen) - Groß- und Kleinbuchstaben, Grafiksymbole
- Hochauflösende Grafik 320 x 200 Punkte mit voller Basic-Unterstützung - geteilter Bildschirm (Text/Grafik gemischt)

Synthesizer: 1 Tongenerator und 1 Rauschgenerator - 8 Lautstärkepegel

Tastatur: 67 Tasten, 8 programmierbare Funktionstasten, Cursor-Steuerpult

Ein-/Ausgabe: Serielle Schnittstelle, Kassettenport, Erweiterungsport, 2 Joystickanschlüsse, Video- und TV-Ausgang

Software: Basic 3.5-Interpreter (über 75 Befehle)

Maße: 40 cm x 7 cm x 21 cm (BxHxT)

Tabelle 1. Einige technische Daten des C 16 auf einen

Geschwindigkeitsvergleiche

Ich habe mit den Computern VC 20, C 116, C 64 und C 264 einen Geschwindigkeitsvergleichstest durchgeführt. In den nebenstehenden Listings sind die einzelnen Benchmarks abgedruckt. Diese Benchmarktests (siehe auch Tabelle 2) beschränken sich auf die Basic-Befehle, die alle Computer gemeinsam haben. Mit einigen Befehlen des neuen Commodore Basic 3.5 könnten sich die Ausführungszeiten einiger Tests vielleicht verbessern. Dieser direkte Vergleich hat deshalb nur einen eingeschränkten Aussagewert.

100 rem benchmark 1
110 a=ti
200 print"s"
400 for k=1 to 1000
444 nextk
448 b=ti
450 print(b-a)/60
500 print"e"
600 print   :list
Benchmark 1
100 rem benchmark 2
110 a=ti
200 print"s"
300 k=0
400 k=k+1
444 ifk<1000 then 400
448 b=ti
450 print(b-a)/60
500 print"e"
600 print   :list
Benchmark 2
100 rem benchmark 3
110 a=ti
200 print"s"
300 k=0
400 k=k+1
410 c=k/k*k+k-k
444 ifk<1000 then 400
448 b=ti
450 print(b-a)/60
500 print"e"
600 print   :list
Benchmark 3
100 rem benchmark 4
110 a=ti
200 print"s"
300 k=0
400 k=k+1
420 c=k/2*3+4-5
444 ifk<1000 then 400
448 b=ti
450 print(b-a)/60
500 print"e"
600 print   :list
Benchmark 4
100 rem benchmark 5
110 a=ti
120 print"s"
130 k=0
140 k=k+1
150 c=k/2*3+4-5
155 gosub 195
160 ifk<1000 then 140
170 b=ti
180 print(b-a)/60
190 print"e"
195 return
200 print   :list
Benchmark 5
100 rem benchmark 6
110 a=ti
120 print"s"
130 k=0
135 dim m(5)
140 k=k+1
150 c=k/2*3+4-5
155 gosub 195
156 for l=1 to 5
157 next l
160 ifk<1000 then 140
170 b=ti
180 print(b-a)/60
190 print"e"
195 return
200 print   :list
Benchmark 6
100 rem benchmark 7
110 a=ti
120 print"s"
130 k=0
140 dim m(5)
150 k=k+1
160 c=k/2*3+4-5
170 gosub 240
180 for l=1 to 5
185 m(l)=a
190 next l
200 ifk<1000 then 150
210 b=ti
220 print(b-a)/60
230 print"e"
240 return
250 print   :list
Benchmark 7
100 rem benchmark 8
110 a=ti
200 print"s"
300 k=0
400 k=k+1
420 c=k^2
422 d=log(k)
426 e=sin(k)
444 ifk<1000 then 400
448 b=ti
450 print(b-a)/60
500 print"e"
600 print   :list
Benchmark 8
Benchmark VC 20 C 116 C 64 C 264
1 1.15 1.48 1.42 1.98
2 8.13 8.06 9.72 10.77
3 15.43 15.30 18.72 20.52
4 16.88 15.75 20.15 20.98
5 18.36 17.93 21.85 23.95
6 27.33 29.21 32.60 39.18
7 42.87 46.08 51.13 61.75
8 97.83 83.78 116.63 111.63
Tabelle 2. Geschwindigkeitsvergleich. Alle Angaben in Sekunden. Zur Zeitmessung wurde die rechner-interne Uhr (TI) genommen.

Folgende Gründe könnte es geben für die unterschiedlichen Ausführungszeiten: Der VC 20 ist prinzipiell der Schnellste, weil er mit einer etwas höheren Taktfrequenz läuft. Der C116 ist schneller als der C 264, weil sein Betriebssystem nicht ganz so umfangreich ist wie das des C 264. Deshalb müssen nicht so viele Betriebssystem-Routinen abgefragt und ausgeführt werden.

Diese Tests (siehe Listings) wurden das erste Mal vom US-Magazin »Kilobaud« veröffentlicht im Jahre 1977. Lediglich Benchmark 8 wurde später hinzugefügt.

Abgesehen von Benchmark 1, das eine einfache FOR-NEXT-Schleife ausführt und Benchmark 8, das die Funktionen Potenzieren, Logarithmieren und die Sinus-Funktion ausführt, sind die restlichen Benchmarks so strukturiert, daß durch Subtraktion der Zeit des vorhergehenden Tests sich die neu hinzugefügte Funktion isolieren läßt. So kann man zum Beispiel durch Abziehen Benchmark 4 von Benchmark 5 die Zeit für 1000 Gosub/Return feststellen.

Zu diesen Benchmarktests noch ein paar Bemerkungen.

Benchmarktests können nie eine allgemeine Aussage treffen. Schwächen auf einem Gebiet werden durch Stärken in anderen Bereichen aufgehoben. Um ein abgerundetes Bild zu erhalten, muß auch die Bildschirmausgabe oder der Umgang mit Strings berücksichtigt werden. Die Geschwindigkeit bei der Grafikerstellung ist wieder für andere ein wichtiges Kriterium. Viele Handicaps lassen sich aber auch durch Maschinensprache-Routinen umgehen.

(gk)
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